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Department of Spatial Planning

Ausschreibung einer Masterarbeit

© Kari Shea ​/​ splash
Ausschreibung einer Masterarbeit

„Verdichtung ohne Plan? Datenanalyse zur Nachverdichtung im nicht überplanten Innenbereich in den Städten und Gemeinden des Ruhrgebiets“


Hintergrund
In den vergangenen Jahren dominierte das Bauen auf Bestandsflächen (als sog. „Innenentwicklung“) die städtebauliche Entwicklung in Deutschland. Dies umfasst sowohl die Wiedernutzung von Brach-flächen oder ehemals militärisch genutzten Flächen als auch die kleinteilige Bebauung in Baulücken, als Aufstockung, Gebäudeerweiterung oder Ersatzneubau. Aktuell gerät die Innenentwicklung ganzer Quartiere jedoch an Grenzen, da der Bestand an Brach- und Konversionsflächen zunehmend er-schöpft ist. Durch die zunehmende Baulandverknappung, insbesondere was größere Potenzialflächen anbetrifft, werden kleinteilige, räumliche diffuse Innenentwicklungsmaßnahmen zukünftig an Bedeu-tung gewinnen. Hier offenbart sich aber möglicherweise ein Steuerungsproblem der Raumplanung, da kleinteilige bauliche Verdichtungsmaßnahmen im Innenbereich häufig über sog. gebundene Ent-scheidungen nach § 34 BauGB genehmigt werden. Die Entscheidung über die Erteilung einer Bauge-nehmigung richtet sich in diesen Fällen allein nach der Einfügung eines geplanten Gebäudes in seinen Umgebungsraum und wenigen weiteren Prüfkriterien des § 34 wie der gesicherten Erschließung. Erste explorative Auswertungen von Daten zur Wohnungsbautätigkeit konnten aufzeigen, dass in den vergangenen Jahren ein erheblicher Teil der neu gebauten Wohnungen nach § 34 BauGB genehmigt wurde. Problematisch ist dies vor allem, weil die planerischen Steuerungsmöglichkeiten in gebunde-nen Entscheidungen minimal sind. So entfällt, sofern alle Kriterien des § 34 BauGB eingehalten sind, aufgrund des daraus resultierenden Rechtsanspruchs auf Genehmigung die Möglichkeit, mit städte-baulichen Verträgen bestimmte Maßnahmen (wie Gründächer oder Pflanzgebote) oder anteiligen sozialen Wohnungsbau durchzusetzen.


Aufgabenstellung
Vor diesem Hintergrund soll in der ausgeschriebenen Masterarbeit für das Gebiet des Regionalver-bands Ruhr (RVR) eine Datenanalyse zum Ausmaß der Innenentwicklung im nicht-überplanten Innen-bereich durchgeführt werden. Es kann auf eine Datenbasis des RVR zurückgegriffen werden, die alle Wohnungsbauvorhaben der Jahre 2012 – 2022 georeferenziert ausweist. Die zu bearbeitende For-schungsaufgabe besteht darin, die möglichen Wirkungen der Innenentwicklung datengestützt zu dis-kutieren, welche ohne den Einsatz bauleitplanerischer Instrumente operiert. Denkbare Wirkungen sind stadtklimatische Effekte des Wohnungsbaus oder das Bauen in starkregengefährdeten Gebieten, ohne dass eine umfassendere städtebauliche Abwägung erfolgt.


Folgende Teilaufgaben sind Gegenstand der Masterarbeit:

  • Aufbereitung der Rohdaten für die empirische Bearbeitung
  • Ermittlung der Anzahl neu gebauter Wohnungen nach Art der baurechtlichen Genehmigung für alle Städte und Gemeinden des RVR
  • Grobe Differenzierung des Wohnungsneubaus nach Innen- und Außenentwicklung
  • Qualitative Diskussion von möglichen Wirkungen einer „Verdichtung ohne Plan“


Grundkenntnisse im Einsatz geographischer Informationssysteme sind wünschenswert. 

Die technische Vorgehensweise der Datenanalyse wird vom Fachgebiet methodisch eng begleitet.

 

Kontakt: Prof. Dr. Stefan Siedentop, Email: stefan.siedentop@tu-dortmund.de