Hinweise für Abschlussarbeiten am Fachgebiet STE
1. Vorbereitung der Abschlussarbeit
- Ein Thema finden: Versuchen Sie, ein möglichst konkretes Thema selbstständig einzugrenzen. Wir unterstützen Sie gerne bei der Entwicklung und Konkretisierung Ihrer eigenen Vorstellungen. Themenvorschläge à la „irgendwas mit Stadtentwicklung“ oder „irgendwas mit Mobilität“ bringen Sie jedoch nicht ans Ziel. Zur Orientierung bei der Themenfindung haben Sie verschiedene Möglichkeiten: Schreiben Sie sich auf, welche Lehrveranstaltungen und Themen Sie während des Raumplanungsstudiums besonders interessiert haben. Gab es evtl. während Ihres Studiums wissenschaftliche Publikationen, die Sie besonders spannend fanden? Machen Sie sich außerdem Gedanken über Ihre berufliche Zukunft und mögliche Arbeitsfelder für Sie (insb.: Tätigkeit innerhalb oder außerhalb der wissenschaftlichen Forschung?). Nicht zuletzt können auch aktuelle Ereignisse und Medienartikel Ihre Themenfindung unterstützen, wobei Sie hier auf eine schlüssige Verbindung zu wissenschaftlicher Fachliteratur achten sollten. Sofern Ihre Arbeit keinen methodischen Fokus hat, sollte die Methode nicht für die Themenwahl ausschlaggebend sein; vielmehr orientiert sich die Methode an Forschungsfrage, -ziel und -gegenstand. Dennoch sollten Sie sich auch Gedanken zur Methodik Ihrer Arbeit machen.
- Wissenschaftlicher Charakter der Arbeit: Ihre Arbeit ist nicht nur eine Prüfungsleistung, die nach ihrer Fertigstellung „in der Schublade“ verschwindet. Sie zeigt vielmehr, dass Sie in der Lage sind, ein Thema nach wissenschaftlichen Standards zu erarbeiten (siehe Modulhandbuch) und welchen Wissensstand Sie sich zum Abschluss Ihres Bachelor- oder Masterstudiums angeeignet haben. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre Ideen nicht den Charakter von Planungsgutachten oder planerischer Auftragsforschung annehmen. Im Idealfall fördert Ihre Arbeit sogar neue Erkenntnisse zu Tage, aber das ist nicht der zwingende Anspruch an eine studentische Abschlussarbeit.
- Ausrichtung der Arbeit: Ihre Arbeit kann im Bachelorstudium eine reine Literaturarbeit sein, im Masterstudium wird jedoch im Regelfall eine Themenstellung mit einer eigenen Empirie (eigene Datenerhebung oder Analyse vorhandener Daten) erwartet.
- Passende Betreuung suchen: Sichten Sie die Forschungsprofile der Mitarbeiter*innen auf der Website des Fachgebietes STE. Unsere jeweiligen Arbeitsschwerpunkte können Sie den beschriebenen Schwerpunkten, vor allem aber unseren Publikationen entnehmen. Letztere finden Sie auf der STE-Website, Google Scholar und Researchgate. Kontaktieren Sie uns rechtzeitig, d. h. mindestens sechs Wochen bevor Sie Ihre Abschlussarbeit anmelden möchten.
- Stimmen Sie das Thema und die Zielsetzung Ihrer Arbeit mit der potenziellen Betreuung ab. Schreiben Sie eine Mail an die für Sie relevante Person und schicken Sie Ihren Themenvorschlag mit. Sie können aber auch ohne Themenvorschlag an uns herantreten.
- Für eine Abschlussarbeit am Fachgebiet STE ist ein Exposé erforderlich. Das Exposé dient Ihnen als Orientierung für Ihre Abschlussarbeit und ihre Ausrichtung. Im Exposé skizzieren Sie, welches Thema Sie warum und wie bearbeiten möchten. Daher skizzieren Sie in einem ca. drei bis fünf Seiten (ohne Deckblatt, Verzeichnisse, Abbildungen, Gliederung, Zeitplan) umfassenden Dokument auf Basis wissenschaftlicher Publikationen den Anlass Ihrer Arbeit, die Forschungsfragen, das Ziel, die Methoden zu dessen Erreichung und den Zeitplan. Tipp: Lösen Sie sich von der aus den Studienprojekten bekannten Trennung zwischen „Anlass und Problemstellung“ und „Forschungsfragen“ und skizzieren Sie Ihr Vorhaben lieber in einem in sich geschlossenen Text. Achten Sie bei der Herleitung von Forschungsfragen und -zielen auf eine logische und stringente Verknüpfung zum Anlass der Arbeit sowie eine solide Grundlage durch wissenschaftliche Publikationen. Forschungsfragen bestimmen die inhaltliche Ausrichtung innerhalb des Rahmenthemas (Bsp.: Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für die Entwicklung von Innenstädten?), während Forschungsziele das Produkt Ihrer Arbeit fassbar machen (Bsp.: Ziel der Arbeit ist es, am Beispiel von Stadt X mittels deskriptiver Statistik und Fokusgruppengesprächen mit Einzelhändlern Auswirkungen der Corona-Pandemie für Innenstädte zu beschreiben.). Klären Sie mit Ihrer Betreuung, ob Sie entweder Forschungsfragen, Forschungsziele oder beides formulieren sollen. Im Rahmen der Abschlussarbeit werden Sie übrigens keine Frage „beantworten“, sondern allenfalls „bearbeiten“. Das ist keine sprachliche Spitzfindigkeit, sondern deutet auf das wissenschaftliche Selbstverständnis hin, das Ihrer Arbeit zugrunde liegt (Stichworte: Positivismus, Falsifizierbarkeit). Falls Sie bei der Identifikation von Forschungszielen Schwierigkeiten haben, überlegen Sie beispielsweise, welches „Produkt“ Sie (warum) gerne selbst am Ende der Arbeit erarbeitet haben möchten oder welchen Personenkreis Sie (warum) mit Ihren Erkenntnissen adressieren möchten. Sowohl im Exposé als auch in der eigentlichen Arbeit werden Forschungsfragen und -ziele grundsätzlich vor dem theoretisch-konzeptionellen Teil (was das ist, siehe 2.) Ihrer Arbeit beschrieben, während die Beschreibung der Methodik nach der theoretisch-konzeptionellen Grundlagen erfolgt. Bitte beachten Sie, dass eine Literaturrecherche in Abschlussarbeiten üblicherweise keine eigenständige Methode der empirischen Forschung darstellt (außer, es handelt sich bei der Arbeit um eine systematische Literaturrecherche). Das Exposé muss einen Gliederungsvorschlag, einen Zeitplan und ein Literaturverzeichnis enthalten. Achten Sie bei Gliederungen darauf, dass untergeordnete Kapitel nicht einzeln stehen. Also: wenn es Kapitel 2.1 gibt, muss es auch 2.2 geben.
2. Verfassen der Abschlussarbeit
- Die Struktur Ihrer Arbeit muss logisch sein, d. h. im Rahmen der zuvor erarbeiteten Forschungsfragen und -ziele kommen Sie in einer abschließenden Diskussion zu Schlussfolgerungen, die Sie einerseits aus den zuvor erarbeiteten theoretisch-konzeptionellen Grundlagen und andererseits aus Ihrer eigenen Empirie herleiten. Führen Sie Ihre Gedanken, Konzepte etc. immer aus, wenn sie nicht als gegeben vorausgesetzt werden können. Viele studentische Arbeiten pressen Theorie und einen „Stand der Forschung“ in einen Textteil zwischen Einführung und Empirie und bezeichnen dies dann oftmals als das eine oder das andere. Dieser Mangel an Differenzierung führt in der Konsequenz häufiger zu Inkonsistenzen und Lücken im Text. Machen Sie sich also für Ihre Abschlussarbeit den Unterschied zwischen Theorien, „Konzepten“ und Zusammenfassungen empirischer Erkenntnisse bewusst. Nicht jede Themenstellung in der Raumplanung kann streng theoretisch unterfüttert werden; vielmehr sind manche Felder durch eine ausgesprochen praktische Perspektive geprägt. In solchen Fällen ist es noch wichtiger, mit empirischer Forschungsliteratur zu arbeiten – ausschließliche Verweise auf „Best Practice“-Beispiele sind für eine wissenschaftliche Arbeit unzureichend. Aufgrund unserer Arbeitsschwerpunkte am Fachgebiet STE ist es aber wahrscheinlich, dass Ihre Arbeit durchaus einen theoretischen Bezug haben wird (bspw. Planungstheorie, sozialwissenschaftliche Theorien oder Theorien aus dem Bereich der Wanderungsforschung). Mit Konzepten fassen Sie komplexere Sachverhalte in einem Begriff zusammen; eine studentische Abschlussarbeit sollte möglichst auf bestehende wissenschaftliche Konzepte zurückgreifen, da die Entwicklung eigener Konzepte eine erhebliche Literaturkenntnis und Erfahrung voraussetzt.
- Wie der Name „Abschlussarbeit“ schon sagt, stehen Sie kurz vor dem Abschluss eines berufsqualifizierenden Studiums. Dementsprechend setzen wir voraus, dass Sie Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens beherrschen: Achten Sie auf eine gründliche Literaturarbeit, einwandfreie Zitation, eine nachvollziehbare Beschreibung Ihrer Vorgehensweise und eine plausible Herleitung Ihrer Schlussfolgerungen am Ende der Arbeit. Bitte nutzen Sie die Zitationsleitfaden der Fakultät Raumplanung.
- Achten Sie beim Verfassen von Texten darauf, eigenständig, sachlich und konkret zu formulieren. Setzen Sie Fachbegriffe ein, um komplexe Sachverhalte prägnant zu fassen und definieren Sie sie ggf. zu Beginn Ihrer Arbeit oder bei erstmaliger Verwendung im Text, wenn ein Verständnis auf Seiten der Lesenden nicht vorausgesetzt werden kann. Verzichten Sie auf überflüssige und vermeintlich wissenschaftliche Füllwörter sowie unangemessen komplizierten Satzbau. Die beste Möglichkeit zur Entwicklung Ihres Schreibstils ist die Lektüre wissenschaftlicher Fachartikel. Je besser Sie durch Lektüre mit Ihrem Thema vertraut sind, desto leichter fällt es Ihnen, eine eigenständige Argumentation zu entwickeln, die sich auch sprachlich von den gelesenen Texten löst.