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Fakultät Raumplanung

The Big Sort – Funktionale Entmischungsprozesse in der reurbanisierten Stadtregion

Ziel

Deutschlands Großstädte erlebten in den vergangenen 15 Jahren einen ungeahnten Bevölke-rungsboom, der in wissenschaftlichen und stadtpolitischen Debatten nicht nur positiv bewertet wurde. Wohnraumknappheit, soziale Verdrängung und neue Formen der Suburbanisierung von Armut gelten als Marker einer dynamischen sozialräumlichen Restrukturierung städtisch geprägter Regionen in der westlichen Welt. Während das Phänomen der Gentrifizierung, also der Verdrängung einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen aus kernstädtischen Quartieren in Folge von Wachstums- und Aufwertungsprozessen vergleichsweise gut erforscht ist, sind die Auswirkungen urbanen Wachstums auf nicht-residentielle Funktionen wie das Gewerbe bis heute nur selten Gegenstand der Forschung. In diese Forschungslücke stößt das Vorhaben „The Big Sort“. Untersucht werden soll, ob bzw. in welchem Ausmaß es in NRW-Großstädten zur Verdrängung von Gewerbe gekommen ist und welche kausalen Faktoren dabei identifiziert werden können. Es wird davon ausgegangen, dass die Verdrängung von Gewerbe auf ein Zusammenspiel aus Marktkräften (z.B. steigende Miet- und Bodenpreise) und Stadtplanung (z.B. Umwidmung von Flächen) zurückzuführen ist.

Vorgehensweise

Der stark explorative Ansatz des Forschungsvorhabens setzt auf einen Mix aus quantitativen und qualitativen Methoden. Die empirischen Analysen legen dabei einen besonderen Fokus auf Handwerksbetriebe, denen als vergleichsweise renditeschwache Branche eine besondere Vulnerabilität für Verdrängung aus den Kernstädten unterstellt wird. Für fünf Fallstudienregionen in Nordrhein-Westfalen (Köln, Düsseldorf, Bonn, Münster und Aachen) sollen die oben beschriebenen Verdrängungsprozesse zunächst quantitativ nachgewiesen werden. Grundlage für die empirischen Analysen sind Daten des Anbieters North Data, mit denen sich Standortverlagerungen und Schließungen von Betrieben nachverfolgen lassen. Diese Daten werden durch Daten zur Immobililen-und Bodenpreisentwicklung sowie zu Änderungen in den Flächennutzungsplänen ergänzt, was Kausalanalysen zu den Ursachen der Verdrängung von Gewerbe ermöglicht. Die quantitativen Analysen werden anschließend durch leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit Vertreter*innen von Handwerkskammern, Wirtschaftsförderung und Planungsämtern ergänzt. Die Expert*innen werden gefragt, ob sie Verdrängungsprozesse von Gewerbebetrieben im jeweiligen Stadtgebiet wahrnehmen, wie sie diese im Falle des Auftretens bewerten, welche Hauptfaktoren sie dafür verantwortlich machen und welche raum- und fachplanerischen Strategien als geeignet angesehen werden, Prozesse der Verdrängung und funktionalen Entmischung zu begrenzen.

Fördermittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Förderkennziffer: 504074852

Laufzeit: Januar 2023 bis Juni 2025

 

Ansprechpartner

Prof. Dr. Stefan Siedentop, stefan.siedentoptu-dortmundde

Dr. Bastian Heider, bastian.heidertu-dortmundde