9-Euro-Ticket und Deutschland-Ticket als ökologisch-soziale Verkehrspolitik – Evaluation anhand von Paneldaten
Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gilt als Rückgrat eines nachhaltigen lokalen und regionalen Verkehrssystems. Im Rahmen des Energie-Entlastungspaketes hat die Bundesregierung zur finanziellen Entlastung der privaten Haushalte für drei Monate im Sommer 2022 das 9-Euro-Ticket (9ET) bundesweit eingeführt. Als sozial-politische Maßnahme wird es gleichzeitig als das bislang größte Feldexperiment im ÖPNV gehandelt. Es wurde mit hohen Verkaufszahlen und Verlagerungseffekten als großer Erfolg gewertet. Daraufhin wurde im Mai 2023 das Deutschland-Ticket (DT) für 49€ monatlich (derzeit 58€) eingeführt, was sich jedoch erheblich vom Vorgängermodell unterscheidet. Gemeinsam haben beide Angebote, dass sie bundesweit die Nutzung aller ÖPNV-Verkehrsmittel ermöglichen.
Das Projekt wertet die Daten einer Panelbefragung privater Personen in fünf Gebieten in Dortmund und Schwerte aus. Von 2022 bis 2025 wurde dabei für insgesamt sechs Zeitpunkte der Besitz von Verkehrsmitteln, die Verkehrsmittelnutzung, Einstellungen zu Verkehrsmitteln und Meinungen zum 9ET und DT erhoben. Die folgende Forschungsfrage leitet das Projekt:
Inwieweit führt das 9ET bzw. das DT zu einer ökologisch und sozial nachhaltige(re)n Alltagsmobilität? Diese Frage lässt sich in mehrere Teilforschungsfragen unterteilen:
Forschungsfrage I: mobilitätsrelevante Einstellungen
- Inwieweit verändern sich Mobilitätseinstellungen im zeitlichen Verlauf? Und wovon hängen diese Veränderungen ab?
Forschungsfrage II: Zeitkartenbesitz
- Inwieweit verändert sich der Zeitkartenbesitz im zeitlichen Verlauf? Und wovon hängt diese Veränderung ab?
Forschungsfrage III: Verkehrsmittelnutzung
- Inwieweit verändert sich die Verkehrsmittelnutzung im zeitlichen Verlauf? Und wovon hängt diese Veränderung ab?
Im Mittelpunkt steht die Überprüfung der folgenden drei Hypothesen zur Beantwortung der Hauptforschungsfrage.
- Verlagerungshypothese (ÖPNV statt MIV): Es kommt zu einer Verlagerung vom MIV auf den ÖPNV.
- Induktionshypothese: Es kommt zu mehr ÖPNV-Nutzung, die nicht zulasten des MIV ausfällt.
- Inklusionshypothese: Das Ticketangebot ermöglicht vor allem einkommensschwachen Personen räumliche Mobilität und damit gesellschaftliche Teilhabe. Dies äußert sich neben der realisierten Mobilität auch in den Meinungen zum neuen Ticketangebot.
Laufzeit: 01.03.2025 – 31.08.2026
Fördermittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Förderkennziffer: SCHE 1692/16-1
Projektpartner
ILS Research gGmbH, Dortmund, Dr.-Ing. Janna Albrecht
Weitere Kooperationspartner
Matthias Cremer-Schulte, TU Dortmund
Prof. Dr. Eva Heinen, ETH Zürich
Dr. Thomas Klinger, ILS Dortmund
Kontakt
Dr. Giulio Mattioli
giulio.mattioli@tu-dortmund.de, Telephone ++49 (0)231 755-4144
Prof. Dr. Joachim Scheiner
joachim.scheiner@tu-dortmund.de
Telefon ++49 (0) 231 755 4822