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Fakultät Raumplanung

Wohnstandortwahl, Raum und Verkehr im Kontext von Lebensstil und Lebenslage

Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt schließt an das BMBF-Projekt StadtLeben an, das im März 2005 abgeschlossen wurde.

Ziel

Ziel ist die empirische Analyse der komplexen Zusammenhänge zwischen Lebenslage, Lebensstil, Standortpräferenzen, Wohnstandortwahl und Verkehrsverhalten (Alltagsmobilität). Die Grundlage bilden theoretische, durch eigene und andere empirische Arbeiten gestützte Modelle. Das Projekt fußt methodisch auf den Daten des Projekts StadtLeben. Es handelt sich dabei um Daten einer Befragung der Bewohner und Bewohnerinnen von zehn Untersuchungsgebieten der Region Köln sowie ergänzenden standortbezogenen Erhebungen, die mit den Befragungsdaten verknüpft werden.

Die Ergebnisse des Projekts sollen Aufschluss geben über die Rolle von Lebensstilen und Lebenslagen für Standortwahl und Verkehr, über die Frage ob Verkehrsverhalten eher durch objektive raumstrukturelle Merkmale des Wohnstandorts oder durch subjektive Standort- und Erreichbarkeitspräferenzen geprägt wird, sowie über die intervenierende Rolle der Pkw-Verfügbarkeit zwischen Lebenslage und Lebensstil einerseits sowie Verkehrsnachfrage andererseits. Darüber hinaus werden Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung von Verkehrsberechnungsmodellen gezogen.

Vorgehensweise

Die Analysen basieren auf multivariaten Verfahren, insbesondere linearen Strukturgleichungsmodellen und ergänzenden Regressionsanalysen. Lineare Strukturgleichungsmodelle erlauben die Untersuchung komplexer Zusammenhänge zwischen verschiedenen Variablen, wobei auch 'intervenierende' Variablen eingeschlossen werden können, die sowohl eine abhängige als auch eine unabhängige Funktion einnehmen, die also sowohl Determinanten für etwas darstellen (also etwas "erklären") als auch selbst "zu erklären" sind. Ein Beispiel dafür sind Lebensstile: Einerseits sollen Lebensstile dazu beitragen, die zwischen Bevölkerungsgruppen differenzierte Verkehrsnachfrage zu erklären; andererseits sind Lebensstile ihrerseits abhängig von den Lebenslagen der entsprechenden Lebensstilgruppen, also deren sozialen, materiellen und anderen Ressourcen und Rahmenbedingungen. Die untenstehende Abbildung zeigt beispielhaft eine Modellstruktur, die im Projekt untersucht wird.

Abbildung Mindmap © Privat

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen die komplexen Beziehungen zwischen sozialen Strukturen, Wohnen, Raum und Verkehrsnachfrage. Sie belegen die Bedeutung von Erreichbarkeits- und Standortpräferenzen für die Wohnstandortwahl und das Verkehrsverhalten. Dies wird auch als 'residenzielle Selbstselektion' bezeichnet. Bezüglich des Einflusses von Lebensstilen gegenüber Lebenslagen unterstützen die Ergebnisse vor allem die hohe Bedeutung von Lebenslagen, insbesondere des sozialen Status, für das Verkehrsverhalten. Der Einfluss von Lebensstilen ist insgesamt begrenzt. In der Freizeitmobilität spielen Lebensstile allerdings eine wesentliche Rolle.

Das Projekt wurde am Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung, Fakultät Raumplanung, bearbeitet.

Fördermittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Förderkennziffer: HO 3262/2-1

Laufzeit: März 2006 bis Februar 2008

Ansprechpartner

Prof. Dr. Joachim Scheiner, joachim.scheinertu-dortmundde, Tel.: ++49 (0)231 755-4822

 

Veröffentlichungen

Scheiner, Joachim / Holz-Rau, Christian (2013): Changes in travel mode choice after residential relocation: a contribution to mobility biographies. In: Transportation 40(2), S. 431-458.

Scheiner, Joachim (2010): Far, far away – trip distances and mode choice in the context of residential self-selection and the built environment. In: Geller, Paul S. (ed.): Built Environment: Design, Management and Applications. New York: Nova Scientific Publishers. S. 215-237.

Scheiner, Joachim (2010): Social inequalities in travel behaviour: trip distances in the context of residential self-selection and lifestyles. In: Journal of Transport Geography 18(6), S. 679-690.

Hesse, Markus / Scheiner, Joachim (2010): Mobilität, Erreichbarkeit und gesellschaftliche Teilhabe: Die Rolle von strukturellen Rahmenbedingungen und subjektiven Präferenzen. In: Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 79(2), S. 94-112.

Scheiner, Joachim (2009): Sozialer Wandel, Raum und Mobilität. Wiesbaden.

Holz-Rau, Christian / Scheiner, Joachim (Hrsg., 2009): Subject-Oriented Approaches to Transport. Dortmunder Beiträge zur Raumplanung – Verkehr 6. Dortmund.

Scheiner, Joachim (2009): Objective and Subjective Socio-Spatial Inequalities in Activity Patterns. In: Swiss Journal of Sociology 35(3), S. 525-549.

Hesse, Markus / Scheiner, Joachim (2009): Residential Location, Mobility and the City: Mediating and Reproducing Social Inequity. In: Ohnmacht, Timo / Maksim, Hanja / Bergman, Max (eds): Mobilities and Inequality. Transport and Society book series. Aldershot: Ashgate. S. 187-206.

Scheiner, Joachim (2008): Lebensstile in der Innenstadt – Lebensstile am Rand: Wohnstandortwahl in der Stadtregion. In: Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften 47(1), S. 47-62.

Scheiner, Joachim (2008): Accessibility, Spatial Context and Location Preferences: Is There Evidence for Accessibility Poverty? In: Becker, Udo / Böhmer, Juliane / Gerike, Regine (eds.): How to Define and Measure Access and Need Satisfaction in Transport. Series of Dresden Institute for Transportation and Environment (DIVU), Issue 7/2008. Dresden. S. 193-225.

Scheiner, Joachim (2008): Methodische Grundlagen des DFG-Projekts "Wohnstandortwahl, Raum und Verkehr im Kontext von Lebensstil und Lebenslage": Datenerhebung, Datenaufbereitung, Datenanalyse. Raum und Mobilität – Arbeitspapiere des Fachgebiets Verkehrswesen und Verkehrsplanung 16. Dortmund.

Scheiner, Joachim / Holz-Rau, Christian (2007): Travel Mode Choice: Affected by Objective or Subjective Determinants? In: Transportation 34(4), S. 487-512.

Scheiner, Joachim (2006): Wohnen und Aktionsraum: Welche Rolle spielen Lebensstil, Lebenslage und Raumstruktur? In: Geographische Zeitschrift 94(1), S. 43-62.