Namo: Nahtlose, barrierefreie Informations- und Mobilitätsketten für ältere Menschen
Projektziele
Ziel des Projektes ist es, die selbstständige Mobilität älterer Menschen und damit deren Teilhabe am öffentlichen Leben zu unterstützen. Dies soll mittels innovativer Informationsdienste in Kombination mit vorhandenen Dienstleistungsangeboten und modernen, auf dem Markt verfügbaren IKT-Produkten erreicht werden, die im Sinne eines Assistenten vor der Reise zur Reiseplanung dienen und während der Reise als kompetenter "elektronischer Reisebegleiter" eingesetzt werden.
Inhaltlicher Schwerpunkt ist die zielgruppengerechte Information über durchgängige, zugängliche Reiseketten von Haus zu Haus (intermodaler Reiseassistenzdienst). Zur Förderung der "nahtlosen Mobilität" werden Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs mit denen des Individualverkehrs vernetzt. Als Pilotgebiete dienen ausgewählte Gebiete in der Region Rhein-Main.
Bei der Entwicklung der Reiseassistenzsysteme sind die Anforderungen älterer Menschen auch vor dem Hintergrund der anschließenden Markteinführung zu berücksichtigen. Es gilt, den ziel-gruppenspezifischen Nutzen der Assistenzsysteme herauszuarbeiten und den älteren Menschen zu verdeutlichen. Die Akzeptanzchancen am Markt müssen analysiert werden, um eine erfolgreiche Markteinführung zu gewährleisten.
Vor diesem Hintergrund ergeben sich drei wesentliche Säulen des Zielsystems:
1. Entwicklung eines intermodalen Reiseassistenzdienstes zur durchgängigen Information über nahtlose Mobilitätsketten.
2. Der Mensch steht im Mittelpunkt – Entwicklung des Projekts vom Menschen aus: Konse-quente Einbindung von älteren Menschen und Interessengruppen durch projektbegleitende Gremien und Workshops.
3. Erarbeitung der Grundlagen für eine erfolgreiche Überführung des Reiseassistenzdienstes in den Markt durch die gezielte Analyse von marktorientierten Akzeptanzfaktoren und die Einbindung von Multiplikatoren.
Das Projekt adressiert dabei insbesondere folgende Barrieren bzw. Problembereiche der Mobilität älterer Menschen:
• Orientierung, z.B. in Umsteigesituationen,
• Fußwege zwischen Start- oder Zielhaltestelle und Adresse und
• Sicherheit.
Die Erhöhung der subjektiven Sicherheit, die Verbesserung der Orientierung älterer Menschen im öffentlichen Raum und das Erleichtern von Fußwegen in der Mobilitätskette tragen zur Steigerung des Reise-Komforts für die Zielgruppe bei und senken deren Hemmschwelle zur Nutzung von ÖV-basierten Mobilitätsangeboten.
Im Fokus der Arbeiten des Fachgebiets VPL stehen die Mobilitätskompetenzen und ‑einschränkungen älterer Menschen sowie deren Mobilitätsanforderungen und Verkehrsverhalten (Bedarfs- und Anforderungsanalyse). Außerdem ist das Fachgebiet maßgeblich an der Evaluation des entwickelten Angebots beteiligt. Dabei wird überprüft, ob dieses den Anforderungen der Nutzer tatsächlich entspricht, da es bei der Realisierung aus technischen Gründen praktisch immer zu Abweichungen vom zuvor entworfenen Konzept kommt. Gleichzeitig wird geprüft, wie die Nutzer und Nutzerinnen das Angebot bewerten, welchen Beitrag es zur Verbesserung der Mobilität leistet und ob Veränderungen des Verkehrsverhaltens eintreten.
Methodik
Die Bedarfs- und Anforderungsanalyse basiert neben der Literaturanalyse zum einen auf Sekundäranalysen vorliegender Daten (FRAME, Mobilität in Deutschland, Patenticket und Patenticket 2.0). Zum anderen werden in den Untersuchungsräumen vorwiegend qualitative Methoden eingesetzt, etwa Fokusrunden und Stadterkundungen, leitfadengestützte Interviews mit Experten und Schlüsselpersonen sowie Analysen des Unfallgeschehens anhand polizeilicher Unfalldaten.
Auch die Evaluation umfasst qualitative und quantitative Methoden (Beobachtung, Befragung, Fokusrunden etc.) und stützt sich auf die exemplarische Erprobung der entwickelten Dienste. Sie erfolgt aus Nutzersicht ebenso wie aus der Perspektive der Entwickler und Betreiber der Dienste. Der zentrale Baustein ist der Feldtest in den Modellgebieten.
Die Evaluation bezieht sich auf die in der Bedarfs- und Anforderungsanalyse hergeleiteten Nutzungsansprüche und Handlungsmuster. Zentrale Aspekte sind dabei:
• Nutzerakzeptanz und Nutzungshäufigkeit,
• Nutzerzufriedenheit,
• Auswirkungen der Nutzung auf Mobilität und Verkehrsverhalten,
• Vorschläge zur Weiterentwicklung des Angebots,
• Vorschläge zur Ergänzung des Angebots.
Das Projekt wurde am Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung, Fakultät Raumplanung, bearbeitet.
Fördermittelgeber
Bundesministeriums für Bildung und Forschung
im Rahmen der Bekanntmachung "Mobil bis ins hohe Alter – nahtlose Mobilitätsketten zur Beseitigung, Umgehung und Überwindung von Barrieren"
Projektpartner
Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung (Prof. Dr.-Ing. Christian Holz-Rau, Prof. Dr. Joachim Scheiner)
Rhein-Main-Verkehrsverbund Servicegesellschaft (rms GmbH) (Projektkoordination)
Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH (RMV) (assoziierter Partner)
Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain (IVM GmbH)
HaCon Ingenieurgesellschaft mbH
PTV Planung Transport Verkehr AG
Evangelische Stiftung Volmarstein
Forschungsinstitut Technologie und Behinderung (FTB)
Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V. (FfG)/ Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
Stiftung Gesundheit Fördergemeinschaft e.V.
Projektlaufzeit 02/2012 bis 01/2015
Kontakt:
Joachim Scheiner, joachim.scheiner@tu-dortmund.de, Tel.: 0231 755-4822
Publikationen
Scheiner, Joachim (2013): Nahtlose Mobilität für Ältere. Zielgruppen für ein inter- und multimodales Reiseassistenzsystem. In: Der Nahverkehr 31(3), S. 32-38.